Dabei waren die Voraussetzung keineswegs optimal, denn mit Felix fiel ein Mittelblocker aus und Florian musste als Alternative für Außen unter der Woche krankheitsbedingt pausieren. Dazu hatte Nachwuchsspieler Artem mit der verpassten Quali zur WDM in der U18 mental deutlich zu kämpfen. Daher wurde er in den Spielen am Vormittag weder in der zweiten noch dritten Mannschaft eingesetzt. Und diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig.
Artem übernahm die Annahme zusammen mit Aaron und Libero Jan und das sehr stabile Sideout war einer der Schlüssel zum am Ende in dieser Form nicht erwarteten Erfolg. Auf der Mitte kam wie schon im Hinspiel Darrin zu seinem zweiten Einsatz in der Verbandsliga. Ein weiterer wichtiger Schlüssel, war der richtig gute Service, den alle sechs Spieler auf das Parkett in in der heimischen Realschule brachten.
Der Tabellenführer, der in seinen Auswärtsspielen meist mit kleinerem Kader als zu Hause antritt, bot die drei ehemaligen Bundesliga-Spieler Lukas Essing (Zuspiel), Thomas Stark (Diagonal) und Lars Geukes (Annahme/Außen) auf. Allerdings machte der Höntroper schnell die durchaus vorhandenen Schwächen des Gastes aus: So sollte der Aufschlag über den Libero gehen und die Schwächen auf den beiden Mittelblockerpositionen möglichst konsequent genutzt werden.
Vorentscheidend war wohl der erste Satz, der zunächst so wie erwartet verlief. Die Höntroper liefen trotz guter Leistung schnell einem Rückstand hinterher: 0:3, 2:6, 5:10, 14:18, 15:21. Zwar gelang es Fynn und Artem den Rückstand jeweils um einen Punkt zu verkürzen, aber Bocholt konterte und hatte beim 19:24 nicht weniger als fünf Satzbälle. Aber Jan, der schon mal für wilde Aktionen auch beim Service bekannt ist, haute einen Topspin-Aufschlag nach dem anderen in das gegnerische Feld. Wenn es kein direkter Punkt wurde, räumte die Mannschaft den Ball anschließend über Block und Feldabwehr ab. Spätestens beim Ausgleich spürte jeder, dass heute etwas zu holen war. Der Gast machte ungewohnte Fehler oder wurde dazu gezwungen. Nachdem der erste Satzball vergeben wurde, wurden böse Erinnerungen an das letzte Heimspiel wach, als sogar vier Matchbälle nicht genutzt werden konnten. Und auch der TuB legte noch mal alles in die Waagschale. Beide Teams hielten ihr Sideout und so hatten die Höntroper immerhin den kleinen Vorteil nach einem Satzball lediglich den Ausgleich hinnehmen zu müssen. Schließlich nutzte die Mannschaft die fünfte Chance und gewann diesen Satz mit 30:28.
Und nun war endgültig klar, dass heute mehr als nur ein Achtungserfolg möglich war. Der Turnbund machte Druck im Aufschlag und hielt das Sideout, so dass Bocholt in den ersten neun Rotationen lediglich zwei Punkte bei eigenem Aufschlag gelangen. So rieben sich nicht wenige Zuschauer die Augen, als es 22:11 stand. Zwar wehrten sich die Gäste vom Niederrhein am Ende noch einmal, aber am letztlich stand mit dem 25:16 ein echtes Statement auf der Anzeigentafel und der angestrebte Punkt war bereits Realität.
Aber warum sollte es an diesem Tag dabei bleiben? Jeder spürte, dass an diesem nicht nur aus Sportler-Sicht historischen Tag noch mehr möglich war. Ohne Änderungen ging es in den dritten Durchgang und schnell wurde klar, dass die vor Überzeugung strotzenden Höntroper Jungs diese Chance unbedingt nutzen wollten. Über 9:3 baute die Mannschaft den Vorsprung auf 14:5 gegen einen konsternierten Gegner aus. Erst beim 19:8 (!) schaffte es der bislang ungeschlagene Spitzenreiter einen Punkt bei eigenem Aufschlag zu erzielen. Als es dann in der nächsten Rotation noch zwei weitere wurde, wurde beim 20:13 eine "Pause" in Form einer Auszeit eingelegt. Zwar kam der Gegner in der Folge noch auf fünf Punkte heran, aber am Ende war es ein Höntroper Overpass, der vom Bocholter Hauptangreifer ohne Block einen halben Meter hinter das Höntroper Feld gesetzt wurde. Irgendwie ein passendes Ende für dieses aus Bocholter Sicht verkorkste Spiel, in das sie nie wirklich hineingefunden haben. Mit dem 25:20 holte sich der TB Höntrop drei absolute Bonuspunkte und hat bei nun noch vier austehenden Spielen, wieder zwei Punkte Vorsprung auf den Konkurrenten um den Relegationsplatz zur Oberliga Saxonia Münster II.
Vielen Dank an den TuB Bocholt, dass sie mit dem nicht neutralen 2.Schiedsrichter einverstanden waren.
Trainerkommentar: "Diese drei Punkte sind nach dem verlorenem Kampfspiel in der Vorwoche wirkliche Extra-Punkte, da Bocholt bislang ungeschlagen war und lediglich dreimal jeweils einen Punkt abgegeben hatte. Die Entscheidung Artem morgens nicht unterklassig einzusetzen, hat sich als absolut richtig erwiesen, da er nach der Enttäuschung in der Jugend so sehr focusiert war und eine klasse Leistung abgeliefert hat. Aber das haben an diesem Tag alle sieben eingesetzen Spieler. Es war kaum einmal eine Schwäche zu sehen. So kamen meine drei Ersatzspieler diesmal nicht zum Einsatz. Aber heute galt "never change a running system" und am Ende wollen alle die Spiele um den Aufstieg erreichen."